Gemeindebrief – Passion Ostern Pfingsten 2024

Liebe Gemeinde, unsere Identität ist durch unser Gedächtnis stark geprägt. Es vermittelt uns stets die Gewissheit, dass wir auf unsere bisherige Lebenserfahrung zurückgreifen können, um die Welt heute und jetzt zu verstehen. Das Gedächtnis gibt unse- rem Bewusstsein Kontinuität und verleiht uns dadurch einen festen Boden für unsere weiteren Lebenserfahrungen.
Aber was ist, wenn wir unser Gedächtnis nicht als ferti- ges, auf der Vergangenheit fixiertes Erinnerungsvermögen, ansehen? Kann es sein, dass der Christus, als er mit seinen Jüngern das erste Abendmahl mit den Worten „Tut dies in meinem Gedächtnis“ (Lukas 22:19) einleitete, auf eine ver- borgene Fakultät unseres Erinnerungsvermögens hinwies? In den Abschiedsreden finden wir dazu einige, zunächst rätselhafte Andeutungen: „Es gibt vieles, was ich euch noch zu sagen habe, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Doch der Heilige Geist, der Beistand, den der Vater senden wird in meinem Namen, wird das Gedächtnis in euch verlebendigen, und ihr werdet verstehen lernen, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 16:12) Mit anderen Worten: unser Gedächtnis ist nicht nur die Grundlage unserer Identität, sondern es ist auch dasjenige, was uns inspirationsfähig macht. Der Heilende Geist mit seiner sinnstiftenden Wirksamkeit hat eine beson- dere Beziehung zum menschlichen Gedächtnis. Das Panorama unserer Lebenserfahrung können wir wie eine Inspirations- fläche betrachten, die den lebendigen Hauch des Geistes empfangen kann. Wenn das geschieht, erleben wir den Sinn von Lebenserfahrungen, die wir vielleicht nicht verstanden haben, als sie geschehen sind.
In diesem Sinne können wir die kommende Osterzeit als Chance nutzen, um das unverstandene, noch nicht durch- drungene in unseren Lebenserfahrungen als Inspirationsfläche zu betrachten und dem Licht des Geistes zu widmen.
Mit besten Wünschen für eine erfüllte Osterzeit, Anke Nerlich, Luke Barr, Marcus Knausenberger, Brigitte Olle