Liebe Gemeinde,
Die Lebendigkeit unserer Erde wird dort besonders deutlich,
wo Kontraste aufeinandertreffen. Zugvögel z.B. lieben den
wechselvollen Übergang zwischen dem wässrigen Element
des Meeres, und dem festeren Element der Küstenlandschaft.
Dort finden sie reichlich Nahrung und ziehen ihre Brut heran.
Der Saum eines Waldes, da wo er übergeht ins fruchtbare
Ackerland, ist ein besonders beliebter Ort für Vögel und
Insekten. Auch die Vielfalt an Pflanzenleben ist gesteigert an
einen solchen Übergang.
Auch in unserem Menschenleben findet viel Wesentliches
an Übergängen statt. Manchmal entstehen die wichtigsten
Gespräche nicht dort, wo man sich dafür Zeit nimmt, sondern
an der Türschwelle beim Abschiednehmen. Christus
selbst hat mehrfach auf die Bedeutung des Übergangs als
Stätte des Geistigen hingewiesen. Das Gleichnis von der
Königlichen Hochzeit ist ein solches Beispiel. „Gehet hin, wo
die Wege sich begegnen und sammelt alle, die ihr dort findet.“
Seine grundsätzliche Lehre an den Jüngerkreis zu seiner
Anwesenheit nach der Auferstehung lautet: Wo zwei oder
mehr in meinem Namen versammelt sind, da bin ich. Offenbar
bildet sich an der Schwelle zwischen Mensch und Mensch
ebenfalls eine besondere Stätte, wo die Wirksamkeit des
Geistes anwesend ist. Viele Menschen aus unserer Gemeinde
berichten über die besondere Qualität des Gespräches beim
Abschiednehmen eines sterbenden Menschen. Auch dort
treffen an der Schwelle von Mensch zu Mensch zweierlei
Welten aufeinander und lassen den Geist auf besondere
Weise zur Erscheinung kommen.
Die Sakramente der Christengemeinschaft sind ebenfalls
Übergangsmomente. Die Menschenweihehandlung z.B. wird
immer morgens, in der Zeit der Auferstehung vollzogen, also
am Übergang zwischen Nacht und Tag. Viele Sakramente wie
die Taufe, Konfirmation und letzte Ölung sind an biographische
Übergänge gelegt.
Vielleicht können wir sagen, dass der Christus selbst, dessen
Wesen am vollkommensten in der Wandlung zum Ausdruck
kommt, der Herr des Übergangs ist, und dass es der Weg
eines Christen ist, stets die Übergänge von Tag, Woche, Jahr,
ja sogar in der eigenen Biographie aufzuspüren und Seine
Wirksamkeit dort zu entdecken.
Mit herzlichen johanneischen Grüßen,
im Namen des Pfarrerkollegiums, Ihr Marcus Knausenberger
Den gesamten Gemeindebrief als PDF-Datei finden Sie hier.