Liebe Gemeinde,
ein passionierter Angler oder ein leidenschaftlicher Segler üben ihre Tätigkeit ganz besonders gern aus. Seltsam, dass ihre Taten mit Leiden in Verbindung gebracht werden. Denn eigentlich machen sie den Anglern und Seglern doch besonders viel Spaß. Das deutsche Wort für „Passion“ heißt „Leiden“. Eine Leidenschaft kann dazu führen, dass sie in einer Passion mündet, wenn sie zu einseitig ausgeübt wird. Seelische und physische Schmerzen sind die Folge von Übertreibungen. Dort, wo ein mittleres Maß erhalten bleibt, kommt es nicht zum Leid. Gesundheit entsteht dort, wo der Körper oder die Seele genügend Kraft hat, um für einen Ausgleich zu sorgen. Einseitigkeit kann in die Krankheit führen.
Die nun beginnende Passionszeit zeigt uns, dass wir als Menschheit immer wieder in die Gefahr kommen, einseitig zu werden und nur das für wahr halten, was wir in der äußeren Welt wahrnehmen. Dann leben wir in dem kalten geistverlassenen Erdenhaus, weil wir vergessen haben, dass es die Welt des Geistes gibt, die genau so real ist, wie die Sinneswelt. Nur in der Geisteswelt zu leben würde bedeuten, dass wir jede Bodenhaftung verlieren. Das wäre auch ungesund. Christus kam in die Welt, um uns einen Weg zu zeigen, der die Menschheit einerseits ganz in der irdischen Welt beheimatet und andererseits das Leben im Geist ermöglicht. So wird er der Heilende, der uns vor der Einseitigkeit bewahrt und neue Lebendigkeit schenkt.
Er selbst hat sein Leiden in der Passion ertragen, um für die Zukunft der ganzen Menschheit zu zeigen, was geschieht, wenn wir unser Leiden annehmen und verwandeln. Dann kann Ostern werden. In der Überwindung des alt gewordenen entsteht Auferstehung und damit Zukunft.
Wenn wir in diesem Jahr auf Ostern zugehen, können wir den Blick weiten für die Passion der Erde. Da scheint auch etwas aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Die Natur ächzt unter der Last, die wir ihr durch unseren Verbrauch zumuten. Das Gleichgewicht der Ökosysteme ist dadurch in Gefahr geraten und durch Naturkatastrophen auch das Überleben vieler Menschen. Auch im Zusammenleben in kleinen und großen Gemeinschaften treten immer häufiger Einseitigkeiten auf, die der Heilung bedürfen.
Mit seinem Durchgang durch den Tod zeigt uns der Christus den Weg. Hinsehen und annehmen, was ist, schafft die Vorraussetzung dafür, dass überhaupt erst Wandlung geschieht. Doch wir müssen erst mitten im Leben leiden und sterben, damit sich aus dem Leid Auferstehung entwickelt. In der Ohnmacht entsteht der Raum, in dem zu uns sprechen kann, was aus der Geisteswelt zu uns kommen will.
Es grüßt Sie ganz herzlich, auch im Namen meiner KollegInnen,
Christian Bartholl
Richard Ulrich
Gemeindebrief – Winter 2021 / 2022
Liebe Gemeinde,
im Advent richten wir den inneren Blick auf besondere Weise darauf, was sich uns aus der Zukunft naht: Die Verheißung des Weihnachtslichtes klingt in unsere Seelen herein. Von neuem will es sich einleben auf Erden. Sein schöpferisches Wesen wirkt tief hinein in das Erdinnere und beschenkt es mit neuen Lebenskräften. Auch in die Herzen der Menschen möchte es einziehen, es möchte unser Inneres durchlichten.
Jenseits des bewegten täglichen Lebens breitet sich große Ruhe aus, die uns innerlich still werden lässt und uns einlädt dazu, auf das zu lauschen, was in uns hörbar werden möchte. In dieser dunkelsten Zeit des Jahres können wir uns im freudigen Zugehen auf die Heiligen Nächte vorbereiten darauf, das herannahende Weihnachtslicht empfangen zu dürfen.
Dass es uns immer wieder von neuem zukommt, fortwährend unser Leben erfüllend und stärkend, ist ein wundervolles Geschenk für uns Menschen. Mögen Sie dankbar und mit offenen Herzen diese Adventswochen erleben können!
Eine stärkende Advents- und Weihnachtszeit
wünscht Ihnen im Namen des Pfarrerkollegiums Anke Nerlich
Gemeindebrief – Michaeli 2021
Liebe Gemeinde,
zu Pfingsten erlebten die Menschen an den Jüngern eine tiefgreifende, gnadenvolle Verwandlung: Sie hatten eine ganz neue Stimmung in ihrer Seele, hatten alle Engigkeit und Eigensüchtigkeit des Lebens verloren, hatten ein unendlich weites Herz, eine umfassende Toleranz im Inneren gewonnen, ein tiefstes Herzensverständnis für alles, was menschlich ist auf der Erde. Dies kann einem ja ein höchstes Ideal werden, was in den Jüngern damals schon lebendig geworden war. So heißt es dann zu Johanni auch: Ändert euer Leben von Grund auf! So wie wir sind, können wir dieses Ideal noch nicht verwirklichen.
Zu Michaeli steht der Drache bildhaft vor uns. Heute müssen wir sagen: Er ist in uns, in unserer Seele, dort werden wir mit seinen Kräften konfrontiert, da geschieht die Auseinandersetzung. Die „Drachenkräfte“ haben immer die Tendenz, Fremdes zu vernichten, zu töten. Es sind seine Waffen, die Waffen des Widersachers, die uns dazu anstacheln zu vernichten, was uns fremd ist. So kann der Drache selbst nicht getötet werden, er muss anders überwunden werden. Das lehrt uns Michael, wie wir es auf zahlreichen Darstellungen sehen können.
Aber wie kann ich dem Drachen begegnen, meinen „Fuß“ auf ihn setzen? Wenn wir den Christus auf Seinen Wegen begleiten, erleben wir, wie er nicht auf die soziale Stellung der Menschen achtete, nicht darauf, ob die Menschen anders dachten, aus anderen Kulturen oder Religionen kamen, ob sie ganz anders waren, fremd waren, sondern es war Ihm allein wesentlich, ob sie sich auf eine Begegnung mit Ihm einließen. So könnte man auch sagen, die „Waffen des Christus“ waren Integration und Empathie, bei Ihm letztlich Liebe. Das hieße für uns heute als Lernweg: Sich auf das Fremde einzulassen, sich zu interessieren, den eigenen Standpunkt zu befragen, notfalls zu korrigieren. Dabei soll die eigene Mitte nicht aufgegeben werden. Sie wird im Gegenteil durch die echte und anerkennende Begegnung mit dem anderen Menschen gestärkt.
All das schwächt den Drachen, der immer einen Vernichtungswillen hat, aus Angst, das Eigene dadurch zu verlieren. Er scheut echte Hingabe, er zeigt kein Interesse für Andersartiges. „Opfern“ ist heute fast schon zum Schimpfwort geworden. Auf Schulhöfen wird es als größtmögliche Entwertung dem Anderen zugerufen: Du Opfer! Einer hat sich bewusst, in voller Liebe und Stärke zum Opfer für uns alle gemacht. Er hat sich hingegeben an all das, was Sein Erdenschicksal mit sich brachte: Leiden und letztlich den Tod. Eigene Vorstellungen opfern zu lernen, den göttlichen Willen in das eigene Leben zu integrieren, in den eigenen Willen, bildet in uns eine neue Beziehung zu uns selber und zur Welt. Durch die Tat des Christus auf Golgatha können wir dieses Neue, die Pfingstkraft, die wir auch die Kraft der Integration, eines umfassenden Verständnisses für alles Menschliche auf der Erde nennen, ein unendlich weites Herz in uns lebendig machen. Michaeli lenkt unseren Blick auf den Drachen in der eigenen Seele, auf unseren „Schatten“, der auch Doppelgänger genannt werden kann. Die Auseinandersetzung mit diesen dunklen Anteilen ist heute Voraussetzung, um dieses Finstere in Licht zu verwandeln, den „Fuß“ auf den Drachen zu stellen, ihn beherrschen zu lernen.
Michael kann uns lebendiger Beistand, kann uns Bruder und Weggefährte werden, wenn wir uns mit seinen Kräften verbinden wollen. Er ist keine Gestalt aus vergangenen Sagen und Mythen, sondern kann als reale, anteilnehmende Kraft an all unseren Schicksalen erlebt werden.
Der Umgang mit diesen Kräften, die Begegnung mit dem „Doppelgänger“, auch mit den Todeskräften, soll im folgenden Programm im Zentrum stehen, einmal aus priesterlicher Sichtweise und einmal aus psychotherapeutischer. Dazu haben wir Martina Alexi, die als Priesterin in Greifswald arbeitet, sowie Prof. Dr. Till Florschütz, der als Psychotherapeut, Musiktherapeut und Supervisor in Hamburg tätig ist, eingeladen.
Der Umgang mit diesen Kräften, die Begegnung mit dem „Schatten“, auch mit den Todeskräften, soll im folgenden Programm im Zentrum stehen, einmal aus psychotherapeutischer und einmal aus priesterlicher Sichtweise. Dazu haben wir Prof. Dr. Till Florschütz, der als Psychotherapeut, Musiktherapeut und Supervisor in Hamburg tätig ist, sowie Martina Alexi, die als Priesterin in Greifswald arbeitet, eingeladen. Wir hoffen auf einen erfüllten Herbst mit Ihnen, auf Begegnung und Vertiefung, und wir wünschen Ihnen Kraft und Licht für die Herbstzeit!
Auch im Namen meiner Kollegen, Ihre Alexandra Messias
Gemeindebrief – Pfingsten Johanni 2021
Liebe Gemeinde,
wenn wir an Spuren denken, stellen wir uns meist die eigenen Fußabdrücke vor, welche wir irgendwo hinterlassen, vielleicht am Nordseestrand in der Sommerzeit. Spuren haben aber immer etwas Gegenseitiges: es gibt den, der die Spuren hinterlässt und den, der die Spuren aufnimmt. Spuren zeugen von Berührung, Verbindung und Beziehung. In uns tragen wir Spuren vieler Menschen, denen wir in unserem Leben begegnet sind – wie wir in vielen Menschen auch unsere Spuren hinterlassen. Es gibt Spuren, an die wir gerne zurückdenken, und solche, die wir am liebsten ganz vergessen würden. Sie alle bilden die Grundlage unseres Gedächtnisses und damit den Kern unserer Identität.
Der renommierte Neurobiologe Eric Kandel verbrachte sein Leben mit der Suche nach einer biologischen Grundlage des menschlichen Gedächtnisses. Er wollte herausfinden, ob und wie eine durchgemachte Erfahrung bleibende physiologische Änderung in unserer Leiblichkeit verursacht. In seinem Werk „In Search of Memory“ beschreibt der Forscher einen der bedeutsamsten Durchbrüche seiner langjährigen Tätigkeit. In seinen ersten Forschungsjahren hatte er in den kleinsten Bestandteilen des Körpers – in den einzelnen Zellen – nach Zeichen der Erinnerung gesucht. Doch solange er sich auf Einzelheiten fixierte, blieb diese Suche erfolglos. Nach und nach erweiterte sich sein Blick und half ihm, die entscheidende Erkenntnis zu gewinnen: dass die Erinnerungen ihren Sitz nicht in einzelnen Zellen, sondern vielmehr in den Verbindungen dieser haben. Diese Verbindungen nennt man Synapsen (aus dem Griechischen haptein: greifen, tasten, fassen). Gedächtnis wird also im menschlichen Leib nicht vereinzelt, sondern von vielen verbundenen Zellen „gemeinschaftlich“ erzeugt und getragen.
Dies gilt auch im großen Sinne: ein Mensch trägt die Spur seiner Erfahrung nie allein. Wir tragen sie gegenseitig. Eric Kandel entdeckte Spuren des Gedächtnisses in den Verbindungen zwischen den Zellen. Vielleicht können wir, indem wir den Blick über unsere Einzelerfahrung hinaus erweitern, ebenfalls entdecken, dass sie Teil eines Ganzen ist, welches erst durch unser Verbundensein vollständig zutage treten kann. Dieses Verbundensein bildet, wie Paulus in seinem Korintherbrief beschreibt, den Leib Christi.
Mit sommerlichen Grüßen, auch im Namen meiner KollegInnen, Marcus Knausenberger
Gemeindebrief – Passion Ostern Pfingsten 2021
Liebe Gemeinde,
die Weihnachtszeit liegt nun schon eine Weile hinter uns. In ihr haben wir die Geburt der Christus-Sonne in uns gefeiert. Zum Beginn der Passionszeit ist die Natur noch nicht erwacht. Oft zeigt sie sich von ihrer grauen Seite. Die Einschränkungen im Alltagsleben durch die Corona-Pandemie hinterlassen ihre Spuren in der Seele. In der Menschenweihehandlung heißt es in dem Gebet zur Passionszeit auch noch, dass unser Ich klagend am Boden liegt. Die Farbe der Festzeit ist das Schwarz. Dunkelheit, die Schattenseite ist ein Teil des Lebens, den wir uns nicht so gerne anschauen. Jeder trägt in seinem Innern etwas mit sich, auf das er nicht schauen mag, weil das, was zu sehen ist, zu schmerzhaft ist. Oft wirken diese Schattenseiten unbewusst in unser Leben hinein und binden uns, wo wir eigentlich aus unserem Ich handeln wollen. Passion wird von vielen als Fastenzeit begangen. Ein seelisches Fasten könnte darin bestehen, auch auf die eigenen Schattenseiten zu schauen, um die Fesseln zu lösen, die aus diesem Bereich auf uns wirken.
In dem erwähnten Gebet zur Passionszeit wird darum gebeten, dass das klagende, am Boden liegende Ich vom Geist erhoben werden möge. Die eigene Bemühung wird zur Grundlage dafür, dass der Geist unser Selbst stärken kann. Er führt uns zu uns selbst, hilft zu finden, was verstellt und verborgen war. Wer sich seinem wahren Selbst nähert, wird bemerken, wie das Ich, das klagend am Boden liegt, Hilfe aus dem Geist bekommen kann und aufrecht durch das Leben geht. Das kann die Frucht aus der inneren Passionsarbeit sein: Zu Ostern erscheint die Christussonne, die zu Weihnachten im Innern geboren wird, im Auferstehungsglanz.
Es grüßt Sie ganz herzlich, auch im Namen meiner KollegInnen, Christian Bartholl
Gemeindebrief – Winter 2020 / 2021
Liebe Gemeinde,
Rudolf Steiner sprach vor über 100 Jahren etwas aus, was für die bestehenden Kirchen, für die Menschen damals geradezu eine Erschütterung ausgelöst haben muss. Das alte Gottesbild vermittelte dem Gläubigen, dass der Vater „oben“ im Himmel wohnt, der Teufel „unten“ in der Hölle. Der Gläubige hatte sich nun zum Vater oben im Himmel zu erheben, sich geradezu dem Vater wie entgegen zu strecken, und so sündenfrei wie möglich sein Leben zu führen, es rein zu halten, um sich so dem Teufel, unten in der Hölle, soweit es nur eben geht, zu entwinden, sich ihm fern zu halten.
Eine ungeheure Spannung liegt in diesem Bild, das auch zeigt, in welch große Not der Gläubige dadurch gebracht wurde. Denn ohne Sünde, ohne Absonderung, ohne Fehler können wir Menschen nun einmal nicht leben. Nun wird ein ganz neues Bild vor unsere Seelen gestellt. Ein Bild, das uns bis heute beschäftigen kann. Rudolf Steiner spricht davon, dass der Mensch zwischen zwei Widersachermächten steht – der Mensch selbst in der Mitte. Die eine Macht will ihn von der einen Seite her dazu verlocken, erdenflüchtig zu werden, sich loszulösen von der Erde, sich nicht so ganz mit ihr zu verbinden. Die andere Macht möchte den Menschen tief in die Erdenverhältnisse hineinverstricken, ihn an die Erde binden, so dass er ganz „Materialist“ wird, den Himmel vergisst, schließlich verleugnet. In unserer Weihnachtsepistel tauchen Worte auf, die diese beiden Mächte so beschreiben: Wir Menschen leben in der ständigen Gefahr, einseitig zu werden. Wir brauchen eine Kraft, die uns löst von „trügendem Scheinlicht…von würdeloser Sinnensucht“.
Es geht nicht darum, die Einseitigkeiten zu verhindern. Das können wir gar nicht. Es geht darum, die Mitte immer wieder neu zu bilden. Dass wir uns nicht in der Einseitigkeit verlieren. Dazu brauchen wir eine höhere Instanz, die uns in diesem Ringen erkraftet.
Der Christus wählte Brot und Wein als die geeigneten Träger, um Seine Wesenssubstanz aufzunehmen, die sich mit diesen beiden Substanzen verbindet. „Sal und Sulphur“ nannte man die beiden Prozesse in alten Zeiten, die im Brot und im Wein durch die Wandlung entstehen. Die Wandlung der Substanzen kann nur der Christus vollbringen. Durch die Gaben des durch den Christus gewandelten Brotes und Weines strömen dem Menschen die Kräfte zu, die es ihm ermöglichen, ein gesundes Verhältnis zur Erde, und ein gesundes Verhältnis zur geistigen Welt zu gewinnen. Der Christus will uns dabei unterstützen, dass wir immer neu unsere Mitte bilden, uns stärken, damit wir die Erde ergreifen, ihr aber nicht verfallen, und dass wir ein neues, immer freieres Verhältnis zur geistigen Welt bilden.
Als Kultusgemeinschaft können wir aufmerksam darauf werden, dass der Empfang der Kommunion immer auch von der geistigen Welt gewollt wird. Dass sie darauf angewiesen ist, dass wir Menschen Leib und Blut Christi in uns aufnehmen, um diese mittebildende Kraft in die Welt zu tragen. Die Kommunion ist nie nur für uns selber, sondern sie will immer eine Dynamik entfalten, die sich der Welt spendet. Zum Heile der ganzen Menschheit. Um diese geheimnisvollen Vorgänge besser zu verstehen und erleben zu lernen, wollen wir uns im Frühjahr mit der Frage auseinandersetzen: Was ist Kultus? Was sind Rituale? Und dann werden wir uns den kultischen Substanzen widmen: Brot und Wein; Salz, Wasser und Asche; Weihrauch und Öl. Wir werden überwiegend Vorträge haben, da wir den Eindruck hatten, dass dies mehr angenommen wird. Aber wir werden auch nach manchem Vortrag die Möglichkeit anbieten, sich im Anschluss noch auszutauschen. Das wird dann extra vermerkt.
So wünschen wir Ihnen eine lichtvolle und stärkende Advents-und Weihnachtszeit!
Ihre Alexandra Messias (ehem. Matschinsky)
Gemeindebrief – Michaeli 2020
Liebe Gemeinde,
Maria Reiche lebte in einem kleinen Haus am Rande der Wüste Perus. Es war in dieser einsamen Ödnis, dass sie zum ersten Mal Spuren im Wüstengestein erblickte: Lange, in die Landschaft geritzte Linien. Es gäbe Hunderte davon, gab man ihr zu Antwort, als sie sich näher erkundigte. Aber nein, niemand wusste, woher sie kamen oder was sie zu bedeuten haben. Und warum sollte man sich abplagen damit? In der Gegend lebten Menschen schon seit Jahrhunderten damit, und sie hatten keine Antworten gefunden. Doch damit gab Maria sich nicht zufrieden. In ihr war die Frage nach der Bedeutung der Linien entfacht. Und dieser folgte sie den Rest ihres Lebens.
1941, als der 2. Weltkrieg weltweit wissenschaftliche Arbeit zum Stillstand brachte, stieg Maria Reiche gemeinsam mit dem Historiker Paul Kosok in ein kleines Flugzeug und machte aus der höheren Perspektive eine erstaunliche Entdeckung: die Linien von Nazca waren nicht „nur“ Linien; sie waren riesige, überdimensionale Bilder. So groß waren diese Bilder, dass die allermeisten keinen Sinn ergaben, wenn sie nicht aus der Höhe betrachtet wurden. Anders gesagt, die Bilder in der Wüstenlandschaft Perus wurden über Jahrtausende buchstäblich nicht „gesehen“, weil den Betrachtern die Perspektive fehlte.
Auch die aktuelle Lage konfrontiert uns mit Phänomenen, welche sich nicht sofort erschließen. Und ja, es ist mühsam, diese zu entziffern. Seit die Covid-19 Pandemie vieles in unserem Leben zum Stillstand gebracht hat, sehnt man sich nach einer Rückkehr in das vertraute, „normale Leben“. Doch was ist das normale Leben, und wollen wir wirklich alles so haben, wie es war? Durch die Pandemie haben wir die Möglichkeit bekommen, unser Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es sind nicht nur punktuelle Aufgaben und Verabredungen, die unseren Alltag prägen, sondern es zwängen sich Phänomene in unser Leben, welche nur dann zu verstehen sind, wenn wir sie in einen größeren Kontext stellen. Dann ergeben sich aus den Einzelheiten große Bilder. In dieser Michaeli-Zeit kann das Leben Maria Reiches für uns eine Lehre sein, unser Leben aus einer höheren Perspektive betrachten: Der Perspektive des Geistigen.
Mit besten Grüßen für die Michaelizeit,
Ihr Marcus Knausenberger
Nachrichten von der Lukas-Kirche – Erste Johanniwoche
Liebe Gemeinde,
der Sommer ist hier und überschüttet uns mit Licht und Wärme. Schon sieht man die vollgepackten Autos mit Anhänger und Gepäckträger auf dem Weg in die Ferien. In der Johannizeit im Norden ist geradezu ein Übermaß an Licht vorhanden. Nur wenige Stunden wird es des Nachts wirklich dunkel. Selbst die Nächte sind hell.
Johannes der Täufer war ein Zeuge des Lichtes. Johannes erkannte auch die menschliche Neigung, einzuschlafen im Verhältnis zum Göttlichen und das wahre Licht der Welt zu vergessen. Der Schlaf ist notwendig und erholsam – tritt er aber an falscher Stelle ein, kann er verhehrende Auswirkungen haben. Der Ruf des Johannes weckt die Menschenseelen aus dem Schlaf des Alltäglichen. Er stellt uns vor die Herausforderung, unser Leben aus der Perspektive des Göttlichen zu betrachten. Stündest du vor Gott, wie würdest du dein Leben rechtfertigen?
Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass die helle Sommerzeit auch von dem Licht dessen, der sich als das Licht der Welt bezeichnet, erfüllt ist.
Nun gibt es einige zeitliche Änderungen in unserem Gemeindeleben in der Sommerzeit, von denen wir berichten wollen.
Mehr Sitzplätze in unserer Kirche
In unserer Kirche haben wir neue Sitzplätze geschaffen und können nun gut 50 Menschen unterbringen. Wenn Paare und Familien zusammensitzen, sind es noch etwas mehr. Auch wenn es immer noch wenig ist im Vergleich zu unseren vertrauten Verhältnissen, so ist es dennoch eine deutliche Steigerung des Bisherigen. Es gibt einige Menschen die uns sagten: Wir kommen Sonntag ungern, weil wir niemandem einen Sitzplat wegnehmen wollen. Wir hoffen, dass damit jetzt endgültig Schluss sein kann!
Menschenweihehandlung in der Sommerzeit
In der Sommerzeit wird die Menschenweihehandlung nur am Freitag um 6.30 Uhr, am Samstag um 9.00 Uhr und am Sonntag NUR um 10.00 Uhr zelebriert. Nach dem kommenden Sonntag wird es also montags bis donnerstags keine Menschenweihehandlung geben.
Familienandacht in der Sommerzeit
Während der Sommerferien feiern wir weiterhin mit den Kindern und Eltern in der Kirche die Familienandacht. Wir versammeln uns dafür in der Kirche und nicht mehr unten im Saal.
Konfirmationen
Am 9. August werden wir zwei Konfirmationen feiern. Eine um 8.30 Uhr und eine um 11 Uhr. Die Namen der Kinder, die konfirmiert werden, hängen in der Gemeinde aus.
Da durch die aktuellen Corona-Verordnungen nur eine geringere Anzahl von Menschen teilnehmen kann, müssen wir Sie bitten nur mit Explizite Einladung daran teilzunehmen. Das ist schmerzlich, aber wir möchten so den Kindern ermöglichen, dass möglichst alle ihnen nahe-stehenden Menschen mitfeiern können. Bitte haben Sie dafür Verständnis.
Weitere Konfirmationen feiern wir im Oktober.
Sitzplatzbegrenzung bei Veranstaltungen
Bei Veranstaltungen müssen wir leider die Teilnehmeranzahl auf 45 Personen begrenzen, um unserem Hygenekonzept zu entsprechen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Nun wünschen wir Ihnen einen guten Start in die Zeit des Hochsommers!
Herzlich grüßen
Alexandra Matschinsky, Anke Nerlich, Marcus Knausenberger, Brigitte Olle, Christian Bartholl
Aktuell:
Liebe Gemeinde!
wir freuen uns sehr, wieder öffentliche Menschenweihehandlungen feiern können. Da wir uns aufgrund der Corona-Krise an die staatlichen Vorgaben halten müssen und wollen, wird vorerst alles noch etwas anders sein als sonst. So stehen jetzt im Weiheraum nur 28 Plätze zur Verfügung.
Deshalb bitten wir Sie sehr herzlich darum, auch die täglichen Weihehandlungen in der Woche wahrzunehmen, denn sonntags wird nur ein verhältnismäßig kleiner Teil unserer Gemeinde dabei sein können.
Normalerweise kommen sonntags etwa 80 Menschen, da sind 28 Plätze nicht viel! Deshalb werden wir am Sonntag sowohl um 10.00 Uhr als auch um 11.15 Uhr die Menschenweihehandlung feiern.
Wir bitten Sie im Sinne unserer Gemeinschaft und der Verbundenheit mit allen anderen Menschen darum, unsere noch immer außergewöhnliche Situation gemeinsam weiter durchzutragen, indem wir uns auch auf diese Verabredungen innerlich einlassen. Es wird sich wahrscheinlich nicht vermeiden lassen, dass der eine oder andere vor verschlossenen Türen stehen wird, weil die Kirche schon voll ist. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass solche Situationen entstehen können!
Inzwischen sind wir ja alle gut darin geübt, Abstand zueinander zu halten und einen Mundschutz zu tragen. Das gilt auch in unseren Räumen. Bitte achten Sie also aufeinander, wenn Sie zum Weiheraum gehen. Dort steht Desinfektionsmittel für die Hände bereit, und Sie werden nach dem Desinfizieren einzeln in den Weiheraum eingelassen. Dort setzen Sie sich bitte ausschließlich auf die roten Stühle: Diese sind so platziert, dass der erforderliche Mindestabstand zueinander gewährleistet ist.
Menschen, die im selben Haushalt leben, dürfen selbstverständlich zusammensitzen. Auf Ihrem Platz können Sie den Mundschutz gern abnehmen wenn Sie möchten. Machen Sie es so, wie Sie sich wohlfühlen.
Leider dürfen wir nicht zusammen singen, aber wir werden Musik haben. Auch die Kommunion können wir nicht austeilen. Sprechen Sie die PfarrerInnen gerne an, wenn Sie dazu Fragen haben.
So hoffen wir, dass wir trotz der seltsamen äußeren Umstände die Weihehandlung andächtig und freudig miteinander feiern können!
Die Sonntagshandlung für die Kinder kann vorerst noch nicht stattfinden, und auch die Familienfeier entfällt in der gewohnten Form. Stattdessen werden wir mit Kindern und Eltern um 9.00 Uhr eine Andacht im Weiheraum feiern. Wir treffen uns im großen Saal und besprechen dort den Ablauf. Anschließend gehen wir hoch in den Weiheraum.
Wann die anderen Veranstaltungen in unseren Räumen wieder stattfinden können, ist noch offen. Es gilt ja nach wie vor das Versammlungsverbot.
Bitte lesen Sie sich auch das folgende Hygienekonzept durch. Wir haben uns darum bemüht, alles zu Beachtende so zu beschreiben, dass es anschaulich wird..
Wir wünschen Ihnen, dass Sie weiterhin gut mit den großen Herausforderungen dieser Wochen umgehen können. Mit diesem Gedicht von Nelly Sachs grüßen wir Sie herzlich!
Ihre PfarrerInnen
Alexandra Matschinsky, Anke Nerlich, Brigitte Olle, Christian Bartholl, Marcus Knausenberger
Hygiene-Konzept der Christengemeinschaft Lukas-Kirche,
Gemeinde Hamburg – Volksdorf, Lukas-Kirche (Stand 9. Mai 2020)
Ab Sonntag, den 10. Mai 2020, werden wir die Menschenweihehandlung wieder öffentlich zelebrieren können.
Zunächst beginnen wir mit 2 Handlungen am Sonntag. Die erste Handlung ist um 8 Uhr und die zweite wird um 10 Uhr beginnen.
Um 9 Uhr feiern wir mit den Kindern und den Familien eine Andacht.
Dazu gibt es jedoch einige Regelungen zu beachten:
- Ein Besuch der Menschenweihehandlung ist nur für eine begrenzte Anzahl von Menschen möglich (ca. 28). Wenn diese 28 Plätze besetzt sind, müssen wir die Kirche leider schließen.
- Die Gemeinde wird gebeten, sich ausschließlich auf die roten Stühle zu setzen. Lediglich Menschen, die im selben Haushalt leben und zusammensitzen, könnten den Abstand zwischen den rot markierten Stühlen verringern.
- Bitte beachten Sie den Mindestabstand von 1.5 Metern, der im gesamten Haus gilt.
- Jeder möge bitte einzeln in den Kirchenraum ein – und austreten, nachdem er sich die Hände mit dem zur Verfügung stehenden Desinfektionsmittel die Hände desinfiziert hat.
- Das Betreten und Verlassen der Kirche hat, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, mit Maske zu erfolgen.
- Die Türen werden kurz vor Beginn der Menschenweihehandlung geschlossen und rechtzeitig danach auch wieder geöffnet. So muss der Türgriff nicht von jedem einzelnen Besucher angefasst werden.
- Bei der eventuellen Bildung einer Schlange (z.B. Eingang/Ausgang, Toiletten/Garderobe) ist auch auf den nötigen Abstand zu achten.
- Bitte belassen Sie die Stühle auf ihren Plätzen.
- Bis auf weiteres wird auf das Austeilen der Kommunion verzichtet.
- Es wird sonntags Musik geben, aber vorerst noch keinen Gemeindegesang.
- Der untere Gebäudebereich ist nur zur Nutzung der Toiletten und der Garderobe zu begehen. Bitte achten Sie auch bei der Benutzung der Treppe auf den Mindestabstand.
- Menschen mit Erkältungssymptomen bitten wir, zuhause zu bleiben.
- Bitte sammeln Sie sich vor oder nach der Weihehandlung nicht in Gruppen vor der Kirche, sondern verlassen Sie bitte das Kirchenareal relativ zügig.
- Wenn Sie die Bilder der aktuellen Ausstellung anschauen möchten, dürfen Sie das gerne tun. Bitte beachten Sie aber immer den Mindestabstand von 1,5 Metern.
- Wir bitten Sie sehr herzlich, diese Regelungen einzuhalten. Da wir eine Gemeinschaft sind, können wir so einander auch den nötigen Respekt entgegenbringen, wie immer wir persönlich auch darüber denken mögen.
So sehen wir diese Reglungen als verbindlich an, und jeder möge sich im Sinne der Gemeinschaft daran halten.
Wenn es Ihnen möglich ist, wäre es sehr hilfreich, wenn Sie die Gottesdienste in der Woche besuchen können. Wir zelebrieren täglich wie folgt:
Montag, 9:00 Uhr
Dienstag, 8:30 Uhr
Mittwoch 8:00 Uhr
Donnerstag 8:30 Uhr
Freitag, 6:30 Uhr
Samstag, 9:00 Uhr
Sonntag 8:00 Uhr und 10 Uhr
Über die vielen offenen Fragen, wie z.B. auch die Wiederaufnahme der Sonntagshandlung für die Kinder oder die Wiederaufnahme des Austeilens der Kommunion in der Menschenweihehandlung, aber auch ab wann wir wieder alle anderen Veranstaltungen haben können, werden wir zeitnah beraten und Ihnen mitteilen, sobald es dazu Neuigkeiten gibt. Zunächst müssen wir darauf noch verzichten.
Die Volksdorfer Pfarrer, Anke Nerlich, Christian Bartholl, Alexandra Matschinsky, Marcus Knausenberger, Brigitte Olle
Gemeindebrief – Ostern Pfingsten 2020
Liebe Gemeinde,
Ostern ist das Fest der Freude! Man kann sich ja heute fragen, ob es überhaupt erlaubt oder passend ist, sich zu freuen – angesichts all der Probleme und Schwierigkeiten unserer Zeit, dem Leid, das Mensch und Tier zu ertragen haben oder dem Klimawandel und seiner Folgen für unsere Erde.
In jedem Jahr werden wir durch die Passionszeit hingeführt zu dem Ostergeschehen. Äußerlich wird das sichtbar in dem starken Kontrast durch den Farbwechsel am Altar von Schwarz nach Rot. Es wird deutlich: Auferstehung ist nur möglich vor dem Hintergrund von Sterben und Tod. Die Osterfreude bezieht das Grab mit ein.
Die Erfahrungen in unseren Lebensschicksalen sind reich und vielfältig, und es gibt immer wieder Momente, in denen Schweres, Leidvolles überwunden wird und echte, tiefe Freude entsteht, weil gerade da die Nähe des Auferstandenen in besonderer Weise erfahrbar werden kann. Es hört damit ja nicht auf, dass uns die Sorgen und Nöte des Alltags weiter beschäftigen, aber in einer tieferen Schicht lebt eben auch noch etwas anderes: Das erfahrbare Wissen, dass wir in einer Welt leben, in der der Auferstandene mit uns lebt.
Jedes Osterfest belebt diese Schicht und bringt sie uns wieder nahe, so dass sie Quellort wird für eine echte Lebensfreude. So möge sich aus dieser Quelle auch immer wieder neu beleben die Freude und Begeisterung für unser gemeinsames Wirken an den vielfältigen Zukunftsaufgaben.
Es grüßt Sie ganz herzlich, auch im Namen meiner Kollegen, Ihre Alexandra Matschinsky